Systemisches Coaching: Klient*innen als Teil eines größeren Ganzen betrachten
Unsere Welt ist ein Netzwerk aus Beziehungen, Wechselwirkungen und Kontexten. Kein Mensch und kein Problem existieren isoliert – wir sind alle Teil eines größeren Ganzen. Genau hier setzt das systemische Coaching an: Es betrachtet den Klienten nicht nur als Individuum, sondern als aktiven Teil eines komplexen Systems.
Was bedeutet das konkret, und wie können durch diesen Ansatz praktische Lösungen für komplexe Herausforderungen entstehen?
Grundlagen des systemischen Coachings
Im systemischen Coaching steht der Mensch mit seinen Rollen, Beziehungen und Interaktionen im Mittelpunkt. Der Fokus liegt darauf, Zusammenhänge zu erkennen und neue Perspektiven zu eröffnen.
Kernprinzipien des Ansatzes:
- Ganzheitliche Betrachtung: Der Klient wird im Kontext seines Umfelds gesehen – ob beruflich, privat oder gesellschaftlich.
- Lösungs- und Ressourcenorientierung: Nicht das Problem, sondern mögliche Lösungen und vorhandene Stärken stehen im Vordergrund.
- Dynamik verstehen: Systeme sind ständig in Bewegung. Veränderungen in einem Teil des Systems wirken sich auf andere Teile aus – ähnlich wie bei Zahnrädern.
Ein gutes Beispiel ist die Arbeit mit Führungskräften: Ihre Herausforderungen entstehen oft nicht nur aus individuellen Entscheidungen, sondern aus komplexen Wechselwirkungen mit ihrem Team, der Organisationsstruktur oder externen Anforderungen.
Wie systemisches Coaching hilft, Komplexität zu meistern
Systemisches Coaching bietet Werkzeuge und Denkweisen, um in dynamischen, vernetzten Situationen handlungsfähig zu bleiben. Hier sind zwei typische Szenarien:
1. Konflikte im Team lösen
Ein/e Teamleiter*in kommt mit folgendem Anliegen: „Es gibt Spannungen im Team, die die Zusammenarbeit erschweren. Ich weiß nicht, wo ich ansetzen soll.“
Systemischer Ansatz:
- Perspektivwechsel fördern: Der Coach hilft der Teamleitung, die Situation aus verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten. Was könnten die Bedürfnisse der Teammitglieder sein? Welche ungesagten Regeln oder Erwartungen prägen die Dynamik?
- Veränderungen initiieren: Kleine Anpassungen – z. B. in der Kommunikation oder der Arbeitsstruktur – können große Auswirkungen auf das gesamte System haben.
2. Entscheidungsfindung in komplexen Situationen
Eine Führungskraft steht vor einer strategischen Entscheidung, die weitreichende Konsequenzen für verschiedene Abteilungen hat.
Systemischer Ansatz:
Das System sichtbar machen: Mithilfe von Visualisierungen (z. B. Aufstellungen oder Diagrammen) werden Abhängigkeiten und Einflüsse klarer.
Unterschiedliche Szenarien durchspielen: Der/Die Klient*in erlebt die Auswirkungen verschiedener Entscheidungen auf das Gesamtsystem, bevor diese umgesetzt werden.
In beiden Beispielen zeigt sich, dass systemisches Coaching keine „Patentlösung“ bietet, sondern Klient*innen dazu befähigt, eigene, passgenaue Lösungen zu entwickeln.
Die Stärken des systemischen Coachings
- Nachhaltige Veränderungen: Weil Klient*innen nicht nur Symptome, sondern zugrunde liegende Strukturen bearbeitet.
- Klarheit in komplexen Situationen: Durch die Visualisierung und Reflexion von Wechselwirkungen.
- Stärkung der Eigenverantwortung: Der/Die Klient*in erkennt, wie aktive Veränderungen im System selbst herbeigeführt werden können.
Fazit: Gemeinsam das Ganze sehen
Systemisches Coaching ist mehr als die Arbeit an persönlichen Zielen – es eröffnet neue Wege, um mit den Dynamiken und Herausforderungen eines komplexen Umfelds umzugehen. Der Blick auf Beziehungen und Zusammenhänge macht deutlich: Veränderungen, die im Kleinen beginnen, können das große Ganze positiv beeinflussen.
Hast Du schon Erfahrungen mit systemischem Coaching gemacht oder möchtest mehr darüber erfahren? Ich freue mich auf Fragen und Impulse!